Interview mit Hans Jürgen Lehrke

"Das war der Moment, in dem ich mir sagte: Das willst Du auch können."
Interview Hans Jürgen Lehrke
Als Singer-Songwriter greift Hans Jürgen Lehrke Themen mitten aus dem Leben auf und macht daraus handgemachte Songs mit Tiefgang, Botschaft, aber auch Selbstironie. Im Interview verrät er, was ihn als gebürtigen Beckumer geprägt hat, woher seine Begeisterung für die Musik kommt, und was für ihn den Karneval in Beckum so besonders macht.

Interview von Christian Siegel

Seit wann machen Sie Musik? Warum ausgerechnet Gesang und Gitarre?

Angefangen hat es, als ich ungefähr 15 Jahre alt war. Musik war schon vorher in unserem Haus, meine Mutter hörte gerne Musik und hatte einige Platten, von Gus Backus über Freddy bis Elvis. Mein Zwillingsbruder bekam irgendwann zu Weihnachten eine kleine Wandergitarre und das Lehrheft "Laute und Gitarre spielen" geschenkt. Die Gitarre stand dann jahrelang in der Ecke. Eines Tages saßen wir im Zwischengang einer Kneipe und der Sohn des Hauses holte seine Gitarre raus, alle sangen gemeinsam. Das war der Moment, in dem ich mir sagte: Das willst du auch können! Ich hab mir dann unsere Gitarre und das Lehrbuch genommen und es mir beigebracht. Eine riesige Motivation war Leonard Cohen. Sein Album "Songs of love and hate" hat mich fasziniert. Seine Stimme, die Texte, diese ruhige eindringliche Musik. Also habe ich versucht, wie er zu spielen. Das war nicht schwer. Nur Gitarre und Gesang, das war’s. Sogar die Stimmlage hat gepasst.

Was zeichnet Ihre Musik aus?

Meine Musik, das ist, so hoffe ich jedenfalls, ein guter, oft berührender Text mit eingängiger Melodie. Da ich alle Musikrichtungen mag, versuche ich auch die Songs unterschiedlich zu gestalten, es soll ja spannend bleiben.

Sind Ihre Texte alle autobiographisch? Was verarbeiten Sie darin?

Meine Texte sind nur teilweise autobiographisch. Wie sie entstehen: Ich lese einen Artikel in der Zeitung oder ein Buch (Evelyn Cotton), sehe ein Spielfilm oder einen Wackeldackel auf der Ablage eines Autos mit seinem Kopf, der neben ihm liegt (Wackeldackel). Es hat mich auch schon ein Spaziergang im Regen am Karnevalssonntag durch leere Nebenstraßen inspiriert (Chief meene). Eigentlich kann es überall passieren.

Was bedeuten Ihnen Ihre Gitarren?

Ich hänge an meinen Gitarren, weil an jeder eine eigene Geschichte hängt. Die Gitarrenmusik ist aber nur die Untermalung der Texte. Ich bin kein großer Virtuose. Könnte ich Klavier spielen, wäre es Klaviermusik. Es geht nur um Texte mit Musik.

Wieviel Beckum steckt in Ihrer Musik

In Beckum bin ich geboren, hier wuchs ich auf. Es ist die Stadt, in der ich lebe, wie meine Eltern, meine Großeltern. Ein ruhiger beschaulicher Ort ohne Höhen und Tiefen. Ob etwas davon in meiner Musik ist: sicherlich! Heimat ist für mich vor allem meine Familie.

Was macht Karneval in Beckum für Sie so besonders?

Seit fünf Jahren bin ich jetzt bei den „Schlawinern" und es macht wirklich Spaß. Büttenrede mit Gesang, das ist ziemlich einzigartig in Beckum. Und wir sind ganz erfolgreich: In der Session 2017/2018 spielten wir auf fast jeder Karnevalsveranstaltung in Beckum und erhielten viel Lob von allen Seiten. Die Schlawiner waren ursprünglich zu zweit und wollten musikalischer werden. Ich hatte einige Jahre in einer Beat Band gespielt, die sich gerade aufgelöst hatte. Als Norbert und Flummy mich dann fragten, habe ich sofort ja gesagt. Es ist immer wieder toll auf der Bühne zu stehen und mit einem guten Programm die Leute zu unterhalten.

Welche Musikstile und welche Musiker haben Sie geprägt?

Das waren viele. Die Platten meiner Mutter: die Beatles, die Stones, Eric Burdon, Joe Cocker, Leonard Cohen, Reinhard Mey, Joan Baez, aber auch neuere wie Pe Werner, Kevin Devine, Ryan Adams, Conor Oberst, Sophie Zelmani, Tina Dico, Parker Millsap oder Marcel Brell. Im Grunde haben mich fast alle Musikstile beeinflusst.




Zurück zur Startseite




Impressum & Datenschutz